Gertrud Goldschmidt (1912 - 1994)

machte nach ihrem Architekturstudium in Stuttgart eine Karriere zur bedeutendsten modernen Künstlerinnen Südamerikas.

Sie zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen Venezuelas und eine eigene Stiftung, "Fundación Gego" pflegt ihr künstlerisches Lebenswerk: Gertrud Goldschmidt mit Künstlernamen Gego.

Gertrud Goldschmidt studierte von 1932 bis 1938 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart. Sie stammte aus einer jüdischen Familie und war daher in Deutschland in einer beruflich prekären und persönlich gefährlichen Lage. Sie fand jedoch Unterstützung in der Architekturabteilung der Technischen Hochschule, wo - wie sie in ihren Erinnerungen schreibt - "...unter den Professoren ein Abkommen gemacht war, alle meine Arbeiten zum Abschluß zu bringen und zu unterzeichnen, um mir so rasch wie möglich mein Diplom zu geben." Dies geschah im August 1938. Mit 27 Jahren emigrierte sie 1939 über England nach Venezuela.

Gego steht in ihrem Kunstwerk "Reticulárea" aus dem Jahr 1969
Reticulárea (1969)
Kunstwerk Dibujo sin papel (1976)
Dibujo sin papel (1976)

In Caracas arbeitete sie als Architektin großer öffentlicher Gebäude sowie als freie Künstlerin und lehrte ab 1958/59 ander Architektur- und Städtebaufakultät der Universidad Central de Venezuela im Fach Aquarell und Gouache und an der Escuela de Arte Plásticas Rojas im Fach Skulptur. Durch zahlreiche Ausstellungen wurde sie nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in den USA und Europa bekannt. Zuletzt zeigten das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe und die Neue Galerie Graz im Jahr 2004 eine Auswahl ihrer Arbeiten. Große Skulpturen aus Draht, Seilen oder Stangen sind die auffälligsten ihrer Werke.

Sie finden sich nicht selten in Beziehung zu Gebäuden oder in Innenräumen: Ausbildung und Arbeit als Architektin haben die Künstlerin geprägt und die Formung des Raums bleibt ein zentraler Punkt ihrer Werke. Ohne ihre Ausbildung an der Technischen Hochschule Stuttgart…, "ohne diese technisch-professionelle Grundlage wäre es ihr nicht möglich gewesen, ihr Werk zu realisieren", heißt es 1974 in einer Werkbeschreibung durch die lateinamerikanische Kunstkritikerin Marta Traba.

Norbert Becker

Literatur

  • Peruga, Iris: Gego. Obra completa 1955 - 1990. Caracas, 2003.
  • Sabiduras and other texts by Gego. Hrsg. v. María Elena Huizi. [Houston] 2005 (Documents of 20th-century Latin America and Latino art series).
  • Gego 1957 - 1988. Thinking the line. Ostfildern 2006.
  • Gego. Between transparency and the invisible. Buenos Aires 2006.
  • Untangling the Web. Gego's Reticulárea. An Anthology of Critical Response. The Museum of Fine Arts Houston, Fundación Gego Cararcas 2103.
  • Gego. Line as Object [Katalog zur Ausstellung in Hamburg, Stuttgart und Leeds]. Ostfildern 2013
Vibración en negro (1957). Aluminium lackiert. 75 x 60 x 43 cm
Kunstwerk Vibración en negro (1957). Aluminium lackiert. 75 x 60 x 43 cm
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